db.Zucht

Ein Jahr mit db.Klara

Freilauf-Abferkelbucht = Entspanntere Sauen durch Bewegung und Außenklima

Seit gut einem Jahr betreibt Andreas Kopf aus dem hessischen Bellersheim eine Öko-Jungsauenvermehrung mit Freilaufbucht zum Abferkeln und Außenklima. Mittlerweile konnte er mit dem neuen System Erfahrungen in jeder Jahreszeit machen. Wie kommen Sauen und Ferkel mit dem Außenklima zurecht? Ist der Umgang mit freilaufenden Sauen problematisch?

Herr Kopf, wie weit sind Sie mit dem Stallumbau und der Umstellung auf Ökosauen?

Im Großen und Ganzen sind wir fertig, gerade nehmen wir noch einen neuen Maststall in Betrieb. Die Bioland- und Naturland-Zertifizierungen sind durch und für die db.Klara-Ökojungsauen erreichen uns mittlerweile reichlich Nachfragen von Kunden aus ganz Deutschland. Einige Züchter haben schon mehrmals Tiere von uns bekommen. Das läuft gut. Es sind alles Biobetriebe, die eine Freilaufbucht haben und die entsprechende Genetik dafür möchten. Wir müssen sogar ein wenig bremsen, weil wir gar nicht immer genug Sauen für die große Nachfrage haben. Aber ab März 2018 können wir die Nachfrage dann komplett bedienen.

Wie nutzten die Sauen und Ferkel das Außenklima im Sommer?

Der Außenbereich der Bucht wird sehr gut angenommen. Während die Ferkel im Winter erst nach etwa einer Woche in den Außenbereich liefen, taten sie dies im Sommer meistens schon am 2. Lebenstag. Meine Befürchtung, dass die Sauen im Sommer vermehrt draußen abferkeln, hat sich zum Glück nicht bewahrheitet. Im gesamten Sommer haben nur zwei Sauen draußen abgeferkelt. Es war tagsüber und ein sehr warmer Tag, als das passierte, und als wir sahen, dass die Sauen draußen anfingen abzuferkeln, haben wir sie einfach vorsichtig in den Stall getrieben. Dann  haben sie drinnen weiter abgeferkelt. Das war gar kein Problem.

Insgesamt hatten wir durch den Außenklimastall sogar wesentlich weniger Probleme mit den warmen Temperaturen. Wenn es den Sauen im Stall zu warm war, gingen sie einfach raus und umgekehrt. Durch die vermehrte Bewegungsfreiheit sucht sich die Sau den für sie angenehmsten Platz aus. Sie fühlen sich wohl, das sieht man.

Freilaufbucht und Erdrückungsverluste: Wie sind Ihre Erfahrungen?

Im Lehrbuch findet man die Angabe, dass bei einer Freilaufbucht ein Ferkel mehr pro Sau erdrückt wird. Auch wir sind nicht davor gefeit. Eine Möglichkeit zur längeren Fixierung der Sau haben wir nicht mehr. Es gibt nur noch ein schwenkbares Gitter im Abferkelbereich, mit dem wir die Sau wegsperren können, wenn wir an die Ferkel müssen. Und wenn die Ferkel irgendwo im Stall liegen und die Sau frei herumläuft, ist die Gefahr natürlich größer, dass sie von der Sau erdrückt werden. Wir versuchen mit vielen Maßnahmen, diese Zahl weiter zu senken. Derzeit installieren wir ein zweites Ferkelnest pro Abferkelbucht. Das Nest ist von oben mit einem Dunkelstrahler beheizt, und die Liegefläche besteht aus Stroh. Vielleicht hatten wir das erste Ferkelnest ja am falschen Platz und es lagen deshalb nicht immer alle Ferkel darin. Wir probieren viel aus, um es den Tieren noch angenehmer zu machen.

Welchen Tipp haben Sie für umsteigewillige Landwirte?

Ein fester Rhythmus ist für die Tiere und für das Management extrem wichtig. Wir haben zum Beispiel teilweise das Problem, dass die Sau durch das Umstallen ins Gruppensäugen während der Säugezeit in die nächste Rausche kommt. Das bringt uns dann die ganze Gruppe durcheinander. Derzeit sind wir noch mit vielen Umbaumaßnahmen beschäftigt, so dass wir den richtigen Zeitpunkt manchmal verpassen, das müssen wir unbedingt verbessern. Außerdem habe ich festgestellt, dass unser neues System mehr Arbeitskraft braucht und deshalb haben wir gerade eine neue Mitarbeiterin eingestellt. Natürlich bedeutet das Mehrausgaben, aber mehr und bessere Betreuung der Tiere bringt auch mehr Leistung hervor.

Würden Sie die Umstellung auf Öko-Jungsauenvermehrung heute wieder so treffen?

Ich bin zufrieden mit meiner Entscheidung, den Betrieb umzustellen; eigentlich von Tag zu Tag mehr. Jetzt wo wir das ganze Haltungssystem umgestellt haben, sind die Tiere viel ruhiger geworden. Ich habe das früher nie glauben wollen, wenn mir das jemand erzählt hat, aber es ist tatsächlich so. Direkt nach der Umstallung aus dem konventionellen System in die Bioabferkelbucht waren einige Sauen noch nervös, aber jetzt gar nicht mehr. Früher sprangen alle Tiere einer Gruppe auf, wenn man den Stall betrat, das kümmert die Sauen heute gar nicht mehr. Das entspannt uns alle, Mensch als auch Tier.

Herr Kopf,
vielen Dank für das Gespräch!